Die Schüler sollen in erster Linie brauchbar für die Wirtschaft gemacht werden!

Die vor mehr als hundert Jahren entstandene kommunistische Parole „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“ hat keinesfalls an Bedeutung und der Kampf um die Jugend keinesfalls an Brisanz verloren.

Die aktuellen Entwicklungen in Schweizer Bildungswesen verdeutlichen dies recht anschaulich: 2006 stimmte das Schweizer Volk dem neuen Bildungsartikel zu. Dieser beinhaltete den Auftrag, das Bildungswesen der verschiedenen Kantone zu harmonisieren: Dazu gehören Schuleintrittsalter, Schulpflicht, Ziele der Bildungsstufen sowie die Anerkennung der Abschlüsse. Aufgrund dieses Abstimmungsergebnisses erteilte die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, abgekürzt EDK, einem Autorenkollektiv von Fachpersonen den Auftrag, einen einheitlichen Lehrplan für alle 21 Deutschschweizer Kantone zu erarbeiten – den Lehrplan 21. Soweit so gut. Doch anstatt diesen ursprünglichen Auftrag des Schweizer Volkes getreu umzusetzen, entwickelte das Harmonisierungsprojekt ganz neue, eigentümliche Zielsetzungen. Kritiker sprechen von einer kompletten Schulreform mit weitreichenden Konsequenzen. Hier ein Beispiel: Bisher wurde der Inhalt des Unterrichts durch klar definierte Lernziele beschrieben, jetzt aber wird im Lehrplan 21 auf Jahresziele und klassische Fächer wie Geschichte, Geografie, Biologie, Chemie und Physik verzichtet. Was für ein Bildungseinbruch! Anstelle von Jahreszielen hat jeder Schüler nur noch am Ende eines Zyklus von drei bis vier Jahren ein Minimalziel zu erreichen. Doch es geht noch weiter: Die Stoffauswahl und Lernprozesse werden weitgehend den Schülern überlassen. Was man im Lehrplan 21 zwar schön formuliert „Selbstorganisiertes Lernen“ nennt, überfordert die Schüler aber aufgrund ihrer natürlichen, altersbedingten Entwicklung maßlos. Als Folge des „Selbstorganisiertes Lernens“ werden die Schüler zu Einzelkämpfern, die Lehrpersonen zu Lernbegleitern herabgestuft. Elternverbände und Lehrer prognostizieren, dass dadurch die für die Entwicklung des Kindes wichtige Lehrer-Schüler-Beziehung und ebenso die Klassengemeinschaft auf der Strecke bleiben. Die auf aktuelle Bedürfnisse zugeschnittene Gestaltung des Unterrichts gehe völlig verloren. Es geht halt alles nach „Plan“. Aber dieser neue Lehrplan 21, sprich die Bildungsreform durch die Hintertür, geht noch tiefer: Und zwar wird der Kompetenzbegriff bezogen auf die Schüler neu definiert. War bislang vornehmlich eine inhaltliche und fachliche Kompetenz gefragt, indem man sich in den jeweiligen Gebieten ein Fachwissen aneignet, ist diese künftig zweitrangig. Der Professor für Pädagogik an der Universität Genf, Bernard Schneuwly, sagte im Juli 2016: „Bei uns ist der Kompetenzbegriff von Anfang an kritisiert und als Ausrichtung auf den Markt und die Ökonomie verstanden worden.“ Mit anderen Worten, die Schüler sollen in erster Linie brauchbar für die Wirtschaft gemacht werden. So funktioniert also die „neue“ Kompetenz! Dass dabei laut Professor Jochen Krautz, Doktor der Philosophie „ das Kompetenzkonzept nachweisbar das Bildungsniveau senkt“, scheint offensichtlich keine Rolle zu spielen oder wird sogar bewusst in Kauf genommen. Doch die Bevölkerung hat auf breiter Ebene diesen Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder durchschaut. Durch zahlreiche Volksinitiativen in insgesamt zwölf Kantonen setzt sie sich aktiv gegen diesen staatlich verordneten Umerziehungsplan, der am Volkswillen vorbei durchgedrückt werden soll, zur Wehr.

BildungVolksabstimmung2018

Video: Bildungspolitische Volksabstimmungen in Schweizer Kantonen

ImGeistePestalozzis

Video "Schule gestalten im Geiste Pestalozzis"
mit Dr. Arthur Brühlmeier

Video: Veranstaltung 19. Nov. 2016

Audio "Der Lehrplan 21 – Entstehung, Hintergrund, Problemfelder"


Moderatorin Referenten
Moderation: Cornelia Rebholz, Radio Maria,
Diskussion: Ariane Roth und Dr. Markus Erb, Bürger für Bürger

LP21 Steuerung

LP 21 Steuerung und Kontrolle statt Harmonisierung, Alain Pichard, Sekundarlehrer, Biel

Video: Veranstaltung Dezember 2016

Video Aebersold 2016-02

"Vater des Bildungsartikels kritisiert Lehrplan 21" Vortag von Peter Aebersold

Video: Veranstaltung 6. Februar 2016